Obligationen resp. Anleihen gelten gemeinhin als risikoarmes Investmentvehikel. Anleger, die nicht ihr ganzes Vermögen in Aktien investieren möchten, werden in aller Regel zu grossen Teilen in genau solche „risikoarmen“ Obligationen investiert. Für die Bank resp. den Anbieter ist dies lukrativ, da so auch dem risikoscheuen Kunden die volle Verwaltungsgebühr verrechnet werden kann. Doch macht ein solches Investment in Obligationen im aktuellen Tiefzinsumfeld auch für den Kunden Sinn? Und welche Risiken schultert der Kunde damit (unbewusst)? Folgende Punkte beleuchten diese Thematik:
Verfallrendite
Die Verfallrendite einer Anleihe zeigt jeweils an, wie viel Rendite der Investor pro Jahr erhält, wenn er die Anleihe bis ans Ende der Laufzeit hält. Im aktuellen Tiefzinsumfeld weisen viele Obligationen eine sehr tiefe, bei Schweizer Staatsobligationen meistens sogar negative Rendite auf Verfall aus. Hinzu kommt, dass davon ja noch die Verwaltungsgebühr resp. die Fondsgebühr der Bank bzw. des Anbieters abgezogen werden muss. Netto (nach Kosten) rentieren Schweizer Obligationen so in der Regel negativ, der Kunde erzielt auf Verfall also ein Verlustgeschäft während der Anbieter die Gebühr einkassiert. Dazu kommen diverse Risiken.
Zinsänderungsrisiko
Obligationenkurse steigen resp. sinken in Abhängigkeit von Veränderungen des Zinsniveaus. Einfach ausgedrückt sinkt der Kurs einer bestehenden Anleihe bei steigendem Zinsniveau, da neu herausgegebene Anleihen dann über vergleichsweise hohe Couponzahlungen verfügen. Um dies auszugleichen, sinkt die Bewertung von bereits bestehenden Anleihen und sie werden entsprechend günstiger. Als Investor trägt man also temporär ein Kursänderungsrisiko aufgrund sich verändernder Zinsen, falls die Obligationen nicht bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden oder eine Strategieänderung vorgenommen wird. Folgende Grafik zeigt dies beispielhaft für den 10-jähringen CHF Zinssatz und die Obligationenkurse von Schweizer Staatsobligationen.
In der Vergangenheit haben Obligationen durch die stetig sinkenden Zinsen lange Bewertungsgewinne eingefahren, seit 2-3 Jahren hat dies allerdings gedreht.
Sinkende Zinsen können also auch als Chance gesehen werden, um Obligationen zu einem höheren Kurs zu verkaufen. Für einen langfristig orientierten Investor ist hier aber die Frage, ob im aktuellen (Negativ-) Zinsumfeld mittel- bis langfristig mit noch tieferen Zinsen zu rechnen ist oder ob das Szenario von steigenden Zinsen nicht doch eher als realistischer betrachtet wird.
Mögliche Zinsänderungen können natürlich auch kurzfristig antizipiert und „gehandelt“ werden – sprich der Investor versucht bspw. von sinkenden Zinsen zu profitieren und realisiert kurzfristige Bewertungsgewinne. Dagegen spricht die Tatsache, dass Obligationenfonds typischerweise über hohe Spreads verfügen. Ein temporäres Ein- und wieder Aussteigen ist also jeweils mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden. Dies ist auch ein Problem bei Anbietern, die kein kostenloses und verzinstes Cashkonto anbieten – falls ein Kunde nämlich temporär das Risiko aus seinem Portfolio nehmen möchte, ist dies beim Switch in Obligationen mit hohen Spreadkosten verbunden, was bei Cash nicht der Fall wäre.
Inflationsrisiko
Durch Inflation können zukünftige Zinszahlungen real weniger Wert haben. Die reale Rendite entspricht der Differenz zwischen Zinszahlung und Inflationsrate. Je höher die Inflation, desto tiefer die effektive reale Rendite, letztere kann so auch negativ ausfallen. Eine hohe Inflation kann zudem auch dazu führen, dass geldpolitisch Leitzinserhöhungen durchgesetzt werden, was wiederum zu sinkenden Anleihenkursen führen kann.
Währungsrisiko
Um dem tiefen Zinsniveau von CHF-Anleihen auszuweichen, wird in der Regel ein Teil des Vermögens in Fremdwährungsanleihen investiert. Da es sich um eine risikoarme Investition handeln sollte, nehmen viele Anbieter eine Fremdwährungsabsicherung vor. Sprich das Wechselkursrisiko bspw. einer USD-Anleihe wird komplett abgesichert. Diese Währungsabsicherung verursacht allerdings Kosten, die in etwa der Höhe der Zinsdifferenz zwischen USD und CHF entsprechen – ein allfälliges höheres Zinsniveau im USD wird also durch die Absicherung zunichte gemacht! Dass die Absicherung diesen Kosteneffekt mit sich bringt, ist dem Kunden oftmals nicht bewusst – im Endeffekt landet der Kunde so aber wieder auf dem CHF-Zinsniveau, sprich bei einer Negativrendite nach Kosten.
Ausfallsrisiko
Bei Obligation besteht auch immer ein Ausfallrisiko, da der Schuldner, sprich der Emittent der Anleihe, in Zahlungsverzug kommen kann oder sogar zahlungsunfähig wird. Mittels Diversifikation über indexierte Fonds wird dieses Risiko in der Vorsorge in der Regel aber minimiert.
Fazit
Für eine langfristige Investition eignen sich Obligationen im aktuellen Tiefzinsumfeld nicht. Nebst einer oftmals negativen Verfallrendite nach Abzug der Kosten schultert der Anleger weitere Risiken, die ihm häufig nicht mal bewusst sind. Gleichzeitig kassiert die Bank resp. der Anbieter weiterhin eine Verwaltungsgebühr. VIAC setzt genau aus diesem Grund in den Standardstrategien keine Obligationen ein! Das Geld wird stattdessen kostenlos auf dem verzinsten Konto angelegt. VIAC verzichtet hier bewusst im Interesse der Vorsorgenehmer auf Gebührenerträge und zwingt konservative Anleger nicht, den risikoarmen Teil des Vermögens in negativrentierende Obligationen zu investieren.